Osmanisches Wortgut im Ägyptisch-Arabischen

Zwischen der türkischen und der arabischen Sprache besteht eine Sprachbeziehung, die über
längere Jahrhunderte hinweg Bestand hatte. Für Orient- Interessierte und Sprachwissenschaftler ist es keine Neuigkeit zu erfahren, dass die arabische Sprache einen immensen Einfluss auf die türkische Sprache hatte. Es ist jedoch für viele eine neue und interessante Information zu wissen, dass auch die türkische
Sprache, wenn auch nicht so prägend und in hohem Maße wie die arabische auf die türkische, Einflüsse auf die arabische Sprache hatte (Kaymaz 2011, 69).
Die Wechselwirkungen beider Sprachen, die schon in vorislamischer Zeit Bestand hatten, wurden mit dem Aufkommen des Islams weitergeführt. Nach den islamischen Eroberungen bzw. während der islamischen Expansion, erarbeiteten sich die Türken
in den Kalifatsarmeen beachtliche Positionen und erhielten auch dementsprechende soziale Ränge. Wenn man sich beginnend mit den Karachaniden und darauf folgend den Ghaznawiden über die Groß- Seldschuken und den Rum- Seldschuken bis zu den Osmanen, die existierenden türkischen Reiche genauer betrachtet, erkennt man, dass die Koexistenz bzw. der ständige Austausch zwischen Arabern und Türken den Einfluss der türkischen Sprache und die Übernahme türkischer Wörter ins Arabische mit sich brachte (Kaymaz 2011, 70).

Wenn man sich nun den türkischen Einflüssen in Ägypten zuwendet, kann man sagen, dass sie bis ins dritte Jahrhundert nach der islamischen Eroberung von 641 zurückreichen. Von den transoxanischen Türken die vom neunten bis ins zehnte Jahrhundert Ägypten beherrschten, über die Ayyubiden (Dynastie Salah- ad- Dins) welche vom zwölften bis ins dreizehnte Jahrhundert über Ägypten herrschten bis zu den Mamluken die vom dreizehnten bis ins vierzehnte Jahrhundert über Ägypten regierten, waren allesamt türkischer Herkunft (Prokosch 1983, 4). Beachtenswert ist hierbei des Weiteren, dass die meisten der mamlukischen Emire und Sultane kein Arabisch sprachen, sondern nur die türkische Sprache gebrauchten und aus diesem Grund gewann das Mamluk-Türkische als die Sprache der regierenden Schicht in Ägypten an Bedeutung. Des Weiteren entstanden türkische Grammatiken und Wörterbücher, die der arabischsprachigen Bevölkerung die Erlernung des Türkischen vereinfachen sollte.
Auch der osmanische Einfluss in Ägypten reichte durch Bektaşi- Kloster und anderen Orden, welche natürlicherweise durch die osmanische Eroberung im Jahre 1517 durch Sultan Selim I einen großen Aufschwung erhielten, in die Zeit vor der osmanische Eroberung zurück. Da Ägypten so lange unter türkischer Herrschaft gestanden hat, ist es auch nicht zu verwundern, dass viele türkische Wörter dort eingedrungen sind, nicht nur was die Sprache der Verwaltung oder des Militärs angeht, sondern auch in vielen anderen Gebieten (Littmann 1954, 107). Fast vier Jahrhunderte gehörte Ägypten zum Osmanischen Reich und nach der Besetzung Ägyptens durch die Engländer, änderte sich nichts an dem nominellen Status. Erst der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bereitete diesem Zustand ein Ende. Aus diesem Grunde ist es als keine Unwahrscheinlichkeit anzusehen, dass Elemente der osmanischen Vergangenheit noch ins Auge stechen -was vor allem besonders auf die Sprache zutrifft. Abschließend kann man sagen, dass ein relativ hoher Forschungsbedarf in diesem Gebiet besteht, da meiner Meinung nach in diesem Gebiet nicht genügend geforscht werden kann, da durch das Erwachen des arabischen Nationalismus auch ein fortschreitender Prozess der zunehmenden Arabisierung eingeleitet wurde und somit die Zahl der noch gebräuchlichen osmanischen bzw. türkischen Fremdwörter ständig herabgesetzt wurde.


Fatih Sarac



Literatur:

Kaymaz, Zeki (2011): Turkish Studies - International Periodical For The Languages, Literature and History of Turkish or Turkic Volume 6/1, p. 69-73, TURKEY.


Littmann, Enno (1954): Türkisches Sprachgut im Ägyptisch-Arabischen, in: Westöstliche Abhandlungen, S. 107-127, Wiesbaden: Harrasowitz.


Prokosch, Erich (1983): Osmanisches Wortgut im Ägyptisch-Arabischen, in: Islamkundliche Untersuchungen, Band 78, S. 1-36, Berlin: Klaus Schwarz Verlag.